CDU feiert 75. Geburtstag

10. Juli 2023
Portraitgalerie der Bürgermeister und Oberbürgermeister seit dem 2. Weltkreig im Sitzungssaal der Burg Klopp in Bingen,

Direkt nach dem zweiten Weltkrieg war die ganze Welt im Umbruch. In Deutschland wurde, zumindest im Westen, eine neue Demokratie aufgebaut. Die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) wurde gegründet. Ein Jahr später auch in Bingen. Einen Grund, den 75.Geburtstag zu feiern. Bedingt durch die Corona-Pandemie, zwei Jahre später. Am kommenden Samstag präsentieren sich die Christdemokraten ab 11 Uhr am Freidhof im Rahmen eines kleinen Sommerfestes. Reden werden, bis auf zwei kurze Begrüßungen, an diesem Tag keine geschwungen. „Es wird ein nettes Beisammensein sein“, fasst Kornelia Choquet, Vorsitzende des CDU Ortsverbandes Innenstadt, das Programm zusammen. Neben leckerem Essen und köstlichen Weinen, gibt es Kaffee und Kuchen zur Livemusik des Blasorchesters Oberes Mittelrheintal (BOOM). Natürlich ist auch an die Kinder gedacht, die sich über ein eigenes Programm freuen können. Und die Ansprech-Bar ist wiederaufgebaut. Diesmal nicht an dem obligatorischen Platz, der Julia, sondern direkt in das Geschehen mit integriert. Die Bürger haben die Möglichkeit den ganzen Tag mit den Stadtratsmitgliedern ins Gespräch zu kommen. Zu diskutieren und auch ihre Meinung, die den Mandatsträgern wichtig ist, zu äußern.

Wann die CDU in Bingen das Licht der Welt erblickte, darüber geben die Archive aus dieser Zeit keine Auskunft. Sicher ist, dass am 17. Juli 1946 eine Jugendorganisation von Alexander Müller Reuß gegründet wurde. Aus dem Stadtteil Bingerbrück, der in der damals zum Kreis Kreuznach gehörte, ist überliefert, dass am 10. Mai 1946 dort die CDU gegründet wurde. In den vergangenen über 75 Jahren machte die Christdemokratische Partei eine erfolgreiche Politik. Bis heute stellt sie alle Bürgermeister und Oberbürgermeister. Den Titel Oberbürgermeister gibt es in Bingen seit der Eingemeindung von Bingerbrück im Jahre 1969. Eine Portraitgalerie im Sitzungssaal der Burg Klopp erinnert an 14 Bürgermeister. Dr. Hermann Sieglitz war der erste Bürgermeister nach dem Krieg. Die Reihe setzt sich fort über Horst Gebauer, Erich Naujack, Birgit Collin-Langen bis zu dem heutigen Stadtchef Thomas Feser. „Die CDU braucht sich nicht zu verstecken“, so Ulrich Mönch, Vorsitzender des Stadtverbandes. Maßgeblich hat sie an der Entwicklung der Stadt mitgewirkt. „Wir wollen uns als CDU-Familie im Rahmen des Sommerfestes nach außen darstellen“, ergänzt Kornelia Choquet. „Wir sind präsent, halten aus Verantwortung zusammen und das wollen wir anschaulich machen“.

Mit der Geburtstagsfeier wird auch an die Anfänge gedacht, die in einer Zeit mit Nöten, knappem Essen, Brennstoff und Kleidung stattfand. Der langjährige Vorsitzende der Fraktion, Clemens Hahn, erinnert sich, dass er als Jugendlicher bei einer Wahlkampfveranstaltung war. „Es war eine gute Stimmung und einen Schoppen Wein gab es gratis.“ Maßgeblich an dem Aufbau der CDU im Land Rheinland-Pfalz war Anton Trapp beteiligt. Er sei sehr volkstümlich gewesen und wurde 1947 zum Landrat im Kreis Bingen gewählt. Auch der Wahlkampf wurde anders geführt. Mit dem Auto und einem Megaphon wurde durch die Straßen gefahren. Das Haus-Canvassing wurde geboren. „Das haben wir uns bei Elmar Pieroth mit seinem Weinverkauf abgeschaut“, erinnert sich der langjährige Leiter der VHS. Es wurde von Haus zu Haus gegangen und die Bürger direkt angesprochen.

Politische Entscheidungen die im Rückblick gemacht wurden, muss in den jeweiligen Kontext eingefügt werden. „In späteren Jahren werden wahrscheinlich auch die heutigen Entscheidungen kritisiert“, erinnert Ulrich Mönch an die geplatzte kreuzungsfreie Anbindung des Rhein-Nahe-Ecks und vielleicht auch an die zukünftige Gestaltung des Fruchtmarktes und Gerbhausparkplatzes. Für die damalige Zeit wurden kluge und richtige Entscheidungen getroffen, auch wenn sie heute kritisiert werden. Ein besonderer Meilenstein und Leuchtturmprojekt für Bingen war die Landesgartenschau im Jahre 2008. Sie ist stark verbunden mit der damaligen Oberbürgermeisterin Birgit Collin-Langen, die bisher die einzige Frau auf dem Chefsessel ist. Negativ wird im Rückblick die Sanierung des Richtberggeländes mit ihren Auswirkungen gesehen. Mit der Ansiedlung von Karstadt und die Gestaltung einer Fußgängerzone ging Bingen mit Erich Naujack in die moderne Zeit. Auch wenn alle Entscheidungen nicht mehr in die heutige Zeit passen, muss gesehen werden, dass nicht allein der Oberbürgermeister die Entscheidung getroffen hat, sondern oft einstimmig mit den Stimmen des Stadtrates. „Aber die CDU hat immer entscheidende Impulse gesetzt“, so Mönch. Stark verbunden mit dem amtierenden Oberbürgermeister Thomas Feser ist die Gestaltung des CCB und er hat mit dafür gesorgt, dass bei den anderen Hertie-Standorten Licht ins Dunkeln kam.

Nicht unerwähnt bleiben darf die CDU-Frauen-Union um Brigitte Giesbert, mit dem Blus- und Rockhaus. Es ist ein erfolgreiches Unternehmen, das bis heute über 100.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen gespendet hat. Zusammen mit der Frauen-Union wurde die für die damalige Zeit erste paritätisch besetzte Kandidatenliste präsentiert. Eine Herausforderung in der heutigen Zeit sieht Ulrich Mönch darin, junge Menschen für die Politik zu begeistern. „Die Politikverdrossenheit nimmt immer mehr zu.“ Die CDU wird weiterhin authentisch und glaubwürdig aufgestellt sein. Den Menschen müsse die Wahrheit gesagt und nicht nur nach dem Mund geredet werden. Und davon können sich die Bürger beim Sommerfest selbst überzeugen.